Mit welchen Ansätzen Transparenz geschaffen und Optimierungspotenziale identifiziert werden
Jede Unternehmensentscheidung führt zu direkten oder indirekten Umwelteinflüssen. Dies gilt in besonderem Maße auch für die chemische Industrie, deren Erzeugnisse in zahlreichen Wertschöpfungsketten zum Einsatz kommen. Eine möglichst genaue Kenntnis darüber, welche Auswirkungen damit verbunden sind, ist Voraussetzung für die Entwicklung fundierter und umsetzbarer Nachhaltigkeitsstrategien.
Mit den Sustainable Development Goals (SDGs) haben die Vereinten Nationen 17 grundsätzliche Ziele definiert, um den Fokus aller 196 UN-Mitgliedsstaaten expliziter auf den Bereich Umwelt- und Klimaschutz und dem damit einhergehenden Nachhaltigkeitsgedanken zu lenken. Inzwischen verankern zahlreiche Unternehmen die SDGs in ihrer Unternehmensstrategie und setzen somit branchenspezifische Schwerpunkte. Für die Chemieindustrie sind hierbei drei Ziele besonders relevant, bei deren konsequenter Umsetzung signifikante positive Effekte erreicht werden können:
- Bezahlbare und saubere Energie (SDG 7) beinhaltet die Unterziele einer kontinuierlichen Optimierung der Energieeffizienz der eigenen Prozesse, der betriebsinternen Klimaschutzziele in Bezug auf die eigene Produktion, eines Ausbaus der Erneuerbaren-Energien-Infrastruktur, inkl. Nutzung verschiedener Technologien für die Speicherung erneuerbarer Energien sowie sparsame Energienutzung.
- Nachhaltige/r Konsum und Produktion (SDG 12) kann zunächst mit Hilfe einer Erhöhung der Qualität und Effizienz der Produktionsprozesse sichergestellt werden, basierend auf einem nachhaltigen Management von Materialien/Rohstoffen in den Lieferketten und einer effizienten Nutzung von Energien, Rohstoffen, Nebenprodukten etc. So gelingt es, Abfälle zu reduzieren, zu recyclen und Rohstoffeinsätze zu optimieren.
- Klimaschutz und Anpassung (SDG 13) erfordern ein vorausschauendes und dauerhaftes Umdenken, konkrete Ideen und Maßnahmen zur Bekämpfung des Klimawandels und seiner Auswirkungen, eine Energieeffizienzsteigerung der eigenen Prozesse, einen reduzierten CO2-Fußabdruck der eigenen Produkte, Wertlegung auf die Auswahl „nachhaltiger“ Lieferanten.
Die genannten Ziele werden im Wesentlichen auch mit weiteren branchenspezifischen Leitlinien in Korrelation gesetzt, etwa den „Leitlinien zur Nachhaltigkeit für die chemische Industrie in Deutschland“, die bereits im Jahr 2013 im Rahmen der Nachhaltigkeitsinitiative Chemie entstanden sind.
Überblick gewinnen: Wo steht das Unternehmen in Hinblick auf Nachhaltigkeit?
In Summe existieren zahlreiche Ansatzpunkte, auf die Unternehmen der chemischen Industrie ihre Nachhaltigkeitsstrategien ausrichten und konkrete Aufgaben ableiten können. Zu welchem SDG es besonders viel beitragen kann, muss jedes Unternehmen individuell analysieren und definieren. Erforderlich ist zunächst die Entwicklung eines objektiven Bildes darüber, wo das Unternehmen im Hinblick auf die verschiedenen Dimensionen der Nachhaltigkeit steht und in welchen Bereichen die größten positiven Effekte erzielt werden können. Vor diesem Hintergrund braucht es Möglichkeiten, um die Prozesse in relevanten Geschäftsbereichen zu analysieren, Schwachstellen und Verbesserungspotenziale zu identifizieren und Klarheit über den CO2-Fußabdruck zu ermitteln.
Diese Betrachtung muss auf der Grundlage einer umfassenden Prozess- und Strukturanalyse entstehen, wofür ein Zusammenspiel aus unterschiedlichen Methoden und Instrumenten notwendig ist. Den zentralen Ansatz hierzu bildet das so genannte Process Mining – eine Methode, die anhand von Daten die tatsächlichen Prozesse in Organisationen rekonstruiert und somit einen umfassenden Überblick und die Unterstützung bei der Operationalisierung von Strategien erlaubt. Wo werden Ressourcen verschwendet? Gibt es Teilprozesse, die zu lange dauern? Wo existieren Redundanzen, ineffiziente Schnittstellen und Workflows? An welchen Stellen weicht der Prozess von internen und externen Compliance-Regeln ab und wo entstehen Workarounds? Welche Abhängigkeiten bestehen zwischen den einzelnen (Teil-)Prozessen? Welche Performance- und Prozessindikatoren lassen sich definieren und optimieren?
Process Mining lässt sich auf zahlreichen Unternehmensbereichen und -ebenen anwenden. Im Hinblick auf die Nachhaltigkeitsstrategie bietet es einerseits die Chance, komplexe, bereichs- und funktionsübergreifende Themenstellungen zu erkennen. Entlang der SDGs und ihrer Unterziele können Unternehmen bewerten, inwieweit sie diese tangieren, und sind dann in der Lage zu evaluieren, welche Aspekte zu einer Verbesserung der Nachhaltigkeit beitragen könnten. Andererseits kann ein objektives und quantifizierbares Bild des Status Quo, etwa das des CO2-Footprints der gesamten Wertschöpfungskette, gewonnen werden, um effektive Optimierungsmaßnahmen planen zu können. Diese fließen dann in die Nachhaltigkeitsstrategie des Unternehmens ein.
Leistungsstarke Instrumente für die Prozessanalyse
Eine Analyse der oben exemplarisch genannten Fragen erfordert eine umfassende Kenntnis spezifischer Prozesse, Rahmenbedingungen und Strukturen in der Chemieindustrie. Dieses Wissen bildet die Basis für den Einsatz leistungsstarker Instrumente, die sich am Markt etabliert haben.
Besonders bewährt haben sich hierbei die Lösungen von SAP Signavio im Bereich Prozess Management und Business Process Intelligence, Celonis im Bereich Process Mining, sowie SAP PaPM im Bereich Performance-Management und Reporting.
- SAP Signavio ist eine Business Process Management Lösung aus der Produktfamilie der SAP. Der SAP Signavio Process Manager visualisiert Abläufe und Entscheidungen im Unternehmen und schafft damit die Grundlagen für ein aussagefähiges Business Process Management. Als BPM Lösungsanbieter hilft Signavio dabei, End-to-End-Prozesse darzustellen und Ableitungen über effiziente Prozesstransformationenansätze zu treffen. Die Lösungsansätze, die geboten werden, lassen sich nahtlos in Nachhaltigkeitsprojekte einbinden und nutzen, um Klarheit über Abhängigkeiten und Wirkungszusammenhänge zu gewinnen. SAP Signavio hat sich als ganzheitliche Suite im Bereich Analyse, Design und Verbesserung von Geschäftsprozessen sowie Management von Prozessänderungen erfolgreich im Markt positioniert und etabliert.
- Celonis ist Weltmarktführer im Bereich Execution Management und ermöglicht Unternehmen, ihre ERP-gestützten Geschäftsprozesse datenbasiert und intelligent zu steuern. Über die vom Unternehmen mitentwickelte Technologie Process Mining können Transaktionsdaten aus Geschäftsprozessen ausgewertet, visualisiert und analysiert werden. Process Mining deckt Ineffizienzen innerhalb von Kern- und Teilprozessen auf. Mit den gewonnenen Informationen können Prozesse optimiert und rationalisiert werden, um somit bspw. Kapazitäten freizusetzen. Diese Technologie ist in nahezu allen Unternehmensbereichen, wie bspw. der Beschaffung, dem Finanzwesen, dem Vertrieb oder der Fertigung einsetzbar.
- SAP Profitability and Performance Management (PaPM) ist ein leistungsstarkes Tool, das komplexe Berechnungen, Regeln und Simulationen verwaltet und ausführt. Dedizierte Datenmodelle sind hierzu nicht erforderlich, sodass die Lösung sehr flexibel einsetzbar ist. SAP PaPM basiert auf den drei Säulen Datenverarbeitung, Rechenoperationen und der betriebswirtschaftlichen Auswertung von Simulationen. SAP PaPM errechnet dabei auf Grundlage hochkomplexer und detaillierter Modelle ökologische und soziale Auswirkungen, z.B. die CO2-Bilanz auf Produktebene über alle Ebenen der Wertschöpfungskette hinweg, oder den CO2-Fußabdruck entlang der Prozesse des Unternehmens, einschließlich What-If Simulationen. Damit lassen sich Rückschlüsse auf energie- oder ressourcenintensive Prozesse ziehen, mögliche Ursachen von Verschwendung identifizieren und effektive Lösungsansätze zur Minimierung des ökologischen Fußabdrucks ableiten. Dank innovativer Bottom-up-Berechnungen lässt sich der CO2- Fußabdruck auf Produktebene während der verschiedenen Phasen des Produktlebenszyklus bestimmen. Darüber hinaus erlaubt SAP PaPM ein Value Chain Sustainability Management, indem es auch den Einfluss der Lieferanten und derer Vorprodukte und Dienstleistungen konkretisiert und in Berechnungen einbezieht.
Transparenz als erster Meilenstein auf dem Weg zu einem nachhaltigen Unternehmen
Initiativen zur Verbesserung der Nachhaltigkeitsbilanz können besonders dann erfolgreich sein, wenn sie nicht isoliert betrachtet werden. Dabei lassen sich signifikante Fortschritte besonders dann erreichen, wenn die entsprechenden Ziele und Programme operationalisiert und messbar gemacht, vor allem aber gemeinsam mit den zentralen Geschäftsprozessen und Ressourcenströmen in der Organisation analysiert werden.
Dafür gilt es die Daten in den unternehmenseigenen Systemen umfassend zu nutzen, sowohl unter Einsatz bewährter, branchenspezifisch adaptierter Methoden und Best Practices, als auch durch die Nutzung innovativer Tools, die inzwischen zur Verfügung stehen. Dabei liegt die Herausforderung Bündelung in passender Instrumente mit Prozess- und Branchenwissen sowie methodischer Kompetenz.
Dieses Vorgehen ebnet schließlich den Weg für einen fundamentalen Transformationsprozess, bei dem ökonomische, soziale und ökologische Faktoren nicht mehr als scharf getrennte Bereiche betrachtet werden, sondern als integrierte und gleichwertige Elemente einer langfristig erfolgreichen Unternehmensstrategie.