„Green“ Belt in der Logistik 

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Quick Wins für die Kosten- und Umweltbilanz in drei Fokusprojekten erzielen 

Der Verbraucher honoriert eine positive Umweltbilanz – und die Politik flankiert das mit strikten Vorgaben zur Senkung der CO2-Emissionen. Wie „grün“ diese Bilanz tatsächlich ausfällt, hängt erheblich von der Gestaltung der Logistiknetzwerke ab. Dennoch nutzen nur wenige Unternehmen in der chemischen Industrie geeignete Instrumente, um ihre CO2-Verbräuche im Transportwesen kenntlich zu machen. Für diese Transparenz sorgt „VaCTOr“: das Software-Tool berechnet Transportkosten und dokumentiert CO2-Emissionen. Bei seinem Einsatz in entsprechenden Fokusprojekten sind Kosten- und Emissionseinsparungen zwischen 30 und 50 Prozent realisierbar.

Die chemische Industrie sorgt für besonders viel Bewegung auf den Transportwegen Deutschlands: 2018 verantwortete sie den Transport von rund 74 Mio. Tonnen Chemikalien, wobei 40 Prozent der Güter per Straße unterwegs waren (1). Damit ist das Handlungsfeld Supply Chain Management & Logistik in zweierlei Hinsicht relevant für den Unternehmenserfolg:

Zum einen bergen Kosten, Aufwände und Aspekte rund um Liefertreue und -service zahlreiche Stellschrauben für die Verbesserung der Bilanz. Zum anderen spielt die Senkung der CO2-Emissionen im Transportwesen eine zentrale Rolle. So sind gesetzliche Vorgaben wie der Emissionshandel oder CO2-Steuern als Kostentreiber frühzeitig in Einkaufs- und Produktionsentscheidungen zu berücksichtigen. Und inzwischen ist eine positive Ökobilanz mehr als nur ein Imagefaktor, da viele Partner und Endverbraucher abhängig von Nachhaltigkeitskennzahlen Kauf- bzw. Kollaborationsentscheidungen treffen.

VaCTOrTransportszenarien simulieren, CO2-Ausstoß tracken

Die gute Nachricht: an Ansatzpunkten für eine wirksame Emissionsreduzierung mangelt es nicht, sei es im eigenen Fuhrpark oder in Kooperationen mit externen Transportdienstleistern. Ein klassisches Beispiel sind Leerfahrten. Branchenübergreifend war bis vor wenigen Jahren jede fünfte Frachtfahrt innerhalb der EU eine Leerfahrt, in Deutschland fuhren sogar 25 Prozent der Transporter ohne Güter und 62 Prozent nicht voll ausgelastet (2). Das Problem ist nach wie vor präsent und treibt sowohl den CO2-Ausstoß je Sendung als auch die Transportkosten unnötig in die Höhe. Die Lösung liegt im Einsatz der geeigneten digitalen Tools. Es gilt, mit neuen Technologien ein nachweisbares CO2-Tracking sowie wirksame Hebel zur Kostenreduktion schnell in die Praxis zu bringen – nicht nur wie im genannten Beispiel in der Tourenoptimierung, sondern idealerweise in mehreren Handlungsfeldern zugleich.

Wie das funktioniert, veranschaulicht das Software-Tool VaCTOr (Value Chain Transport Optimizer). Anhand von Informationen wie u.a. Sendungs-ID, PLZs, Gewicht, LKW-Typ und Reihenfolge der Beladung berechnet VaCTOr CO2-Emissionen nach Kilometern und Touren und zeigt dabei sogar CO2-Verbräuche in Kilogramm je Tourabschnitt an. Auch die Emissionen je Sendung sind darstellbar und je Fahrzeug lassen sich Parameter wie die maximale Zuladung oder der Dieselverbrauch in Abhängigkeit von der Auslastung definieren. Da VaCTOr zugleich Transport- und Standort-Szenarien simulieren kann, gibt es einige Optionen, ein CO2-Tracking mit einer Transportkostensenkung zu vereinen. Exemplarisch sind hier drei Fokusprojekte genannt, die nach Erfahrungswerten aus Use Cases in der chemischen Industrie besonders viel Verbesserungspotenzial bieten: eine Tourenoptimierung, die Sendungskonsolidierung sowie eine Netzwerkoptimierung.

1. Tourenoptimierung

Mehr als 20 Prozent der gefahrenen Touren in den Logistiknetzwerken der chemischen Industrie sind u.a. aufgrund von unnötigen Leerfahrten oder längeren Strecken nicht kostenoptimal (3). Die in der Mathematik bzw. Informatik als Vehicle Routing Problem (VRP) bekannte Herausforderung kann je Branche sehr unterschiedlich sein – so gelten z.B. für die Tourenoptimierung von Gefahrguttransporten andere Kriterien als für verderbliche Güter oder andere Frachtarten.

Quick Wins Tourenoptimierung

Ergebnisse

  • Minimierung der Transportkosten und CO2-Emissionen auf Basis der zurückgelegten Entfernung
  • Optimierung von Fahrtzeiten und Fahrzeugauslastung
  • Minimierung der Anzahl der eingesetzten Fahrzeuge

Einsparpotenziale

  • > 5% der aktuellen Transportkosten
  • > 10% der bisherigen CO2-Emssionen

2. Sendungskonsolidierung 

Die Zielsetzung des zweiten Fokusprojektes besteht darin, Konsolidierungspotentiale zu identifizieren und zu aktivieren, um so die Transportkosten zu senken. Dazu werden zunächst die Transportkosten vor der Konsolidierung auf Basis der realen Tarife kalkuliert. Anschließend erfolgt die individuelle Simulation der Konsolidierungspotentiale: Welche Sendungen kommen hierfür aus räumlicher und zeitlicher Sicht in Frage? Welche Service-Level müssen eingehalten, welche Leistungsversprechen berücksichtigt werden? Nach Abschluss dieser Projektphase werden die Transportkosten nach der Konsolidierung berechnet und mit den ursprünglichen Ist-Transportkosten verglichen, um eine Quantifizierung der Einsparpotentiale vorzunehmen.

Quick Wins Sendungskonsolidierung 

Ergebnisse

  • Einsparpotenziale durch gesteigerte Auslastung der Transportmittel
  • Reduzierung der Transportfrequenzen
  • Konzept zur Optimierung der Beliferungs- und Beschaffungsstrategien

Einsparpotenziale

  • > 10% der aktuellen Transportkosten
  • > 10% der bisherigen CO2-Emssionen

3. Netzwerkoptimierung

In der Prozessindustrie werden Rohstoffe rund um den Globus beschafft und auch der Vertrieb der produzierten Ware erfolgt in der Regel regional und international. Entsprechend muss die Inbound-Logistik große Transportvolumen bewältigen. Auf der Outbound-Seite ist die Komplexität der Liefernetzwerke mit Kunden wie dem Handel oder der weiter verarbeitenden Industrie zu managen. Im dritten Fokusprojekt geht es daher in erster Linie darum, Transparenz über Stakeholder und Prozesse des Netwerkes zu schaffen: so haben z.B. mehr als 35 Prozent aller Verlader aufgrund steigender Komplexität der Transportrelationen keine vollständige Transparenz über die Transportkosten und Vertragskonstellationen innerhalb ihres Logistiknetzwerks (4).

Quick Wins Netzwerkoptimierung

Ergebnisse

  • Systemgestützte Optimierung des gesamten Logistiknetzwerkes
  • Identifikation idealer Lagerstandorte basierend auf aktuellen und geplanten Warenbewegungen und - volumen
  • Ieale Zuordnung von Lagerstandorten zu Kundengruppen und Regionen

Einsparpotenziale

  • > 25% der aktuellen Transportkosten
  • > 30% der bisherigen CO2-Emssionen

Wertschöpfung mit grünem Carbon Footprint

Die geschilderten Fokusprojekte zeigen, dass Emissionsreduzierungen sowohl am eigenen Standort als auch in Kooperation mit Zulieferern, Partnern und Kunden entlang der Wertschöpfungskette innerhalb eines kurzen Zeitrahmens erreichbar sind. Hinzu kommen Entwicklungen wie der technologische Fortschritt in der Automobilindustrie, der auf immer emissionsärmere LKWs ausgerichtet ist. Mit Digitalisierungstools wie VaCTOr können Unternehmen diese Entwicklung unterstützen und neben finanziellen Vorteilen einen wirklich „grünen“ Carbon Footprint in ihren Wertschöpfungsnetzen realisieren.

 

Quellenangaben

(1) Responsible-Care-Bericht, Verband der Chemischen Industrie e. V (VCI), 2019

(2) Bericht über die Verwirklichung des Binnenmarkts für den Güterverkehr, Europäische Komission, 2014

(3 u. 4) Ergebnis aus Quick Win Programmen, msg industry advisors, 2020

Autor

msg Daniel Fathmann

Daniel Fathmann | Manager Supply Networks

Daniel Fathmann ist bei der msg industry advisors ag für den Bereich Sustainable Supply Chains verantwortlich. Dank seiner langjährigen Erfahrung im operativen Supply Chain Management und seiner Expertise im Bereich der Nachhaltigkeit ist er Experte für die aktuellen Herausforderungen. Er unterstützt Unternehmen bei der nachhaltigen Ausrichtung von Lieferketten.

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