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Handlungsfelder für ein nachhaltiges Lieferkettenmanagement

Ob beim Gefahrguttransport oder einer ganz normalen Routenplanung: Supply Chains bergen bei der Ausrichtung des Unternehmens auf Nachhaltigkeitsziele sowohl Risiken als auch Chancen. Vier Handlungsdimensionen sind entscheidend, um beim Management der Lieferketten diese Chancen zu nutzen und zugleich Reputationsschäden oder Haftungsfälle zu verhindern.

Supply Chain Mapping: Lieferkette visualisieren

Wie sind die einzelnen, vorgelagerten Stufen der Wertschöpung gestaltet? Welche Akteure sind für welche Aufgaben verantwortlich? Gefährden oder unterstützen diese die Einhaltung gesetzlicher Vorgaben bzw. der unternehmenseigenen Nachhaltigkeitsstandards? Ein Supply Chain Mapping visualisiert den Aufbau der Lieferkettenstufen vom Rohstofflieferanten bis zum ausgelieferten Produkt.

 

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Die Visualisierung hilft dabei, die Struktur der Lieferkette nachzuvollziehen @ msg advisors

 

Dazu sollten Operations-Manager Informationen aus zwei Quellen zusammenstellen: Zum einen interne Daten, KPI, Berichte zur Lieferantenstruktur jenseits der Stufe der Direktlieferanten. Diese liegen in der Regel z.B. im Einkauf, Qualitätsmanagement, F&E oder bei Compliance-Verantwortlichen vor. Zum anderen könnten die Direktlieferanten bereits selbst Lieferketten abbilden und damit wertvolle Informationen beisteuern.

Management-Notizen: Risiken in der gesamten Wertschöpfungskette identifizieren

  • Über die direkten Geschäftspartner hinaus alle Stakeholder und deren Aktivitäten benennen – von den Rohstofflieferanten bis zu den letzten Meilen in der Logistik.
  • Alle wesentlichen Produkt- und Leistungsgruppen abbilden und nach Beschaffungskosten oder CO2-Relevanz priorisieren.

 

Risk Assessment: Gefahrenlage einschätzen

Welche Risiken lauern in den Lieferketten des Unternehmens – sei es in Hinblick auf negative Auswirkungen auf die Umwelt oder für das eigene Unternehmen (Haftung, Reputation etc.)? Aufbauend auf dem Supply Chain Mapping geht es darum, entsprechende „Gefahrenzonen“ zu identifizieren. Wir empfehlen ein Vorgehen in vier Schritten:

  1. Produktionsbedingungen nach Ländern/Regionen klären: Überprüfen, ob der Hersteller/Lieferant in einem Land mit niedrigem, mittlerem oder hohem Risiko gemäß der Länderrisikoklassifizierung ansässig ist.
  2. Branchenspezifische Risiken und potenzielle Schwachstellen identifizieren: Industrielle Prozesse können automatisiert und so gut wie unbedenklich sein, obwohl sie in einem Hochrisikosektor angesiedelt sind. Dennoch sollte man branchenbezogene Risiken nicht unterschätzen.
  3. Rohstoffkategorien bewerten: Die Herkunft der Rohstoffe muss eindeutig rückverfolgbar und durch amtliche Dokumente nachweisbar sein.
  4. Zertifizierungen prüfen: Verfügbare Zertifizierungen und eingesetzte Managementsysteme der Hersteller/Lieferanten kontrollieren. Hier muss die Verifizierung gewährleistet sein und man sollte nur international registrierte und anerkannte Zertifizierungssysteme akzeptieren.

 

Monitoring: Erfolge und Misserfolge überwachen

Halten sich Zulieferer und Partner an die vereinbarten Standards, etwa an Sozial-; Sicherheits- oder Umweltvorschriften? In der Praxis hat sich der Einsatz dieser Kontrollelemente bewährt:

  1. Nachhaltigkeitszertifikate nennen relevante Prüfkriterien und haben, wenn sie von einer dritten Partei ausgestellt werden, eine angemessene Aussagekraft. Achtung: auch der Prüfer und Umfang des Zertifikats müssen bewertet werden!
  2. Interne Studien wie Lieferantenbefragungen dienen als Grundlage für weitere Interaktionen, da sie detaillierter sind als Zertifizierungssysteme. Hierbei sollte man stets sicherstellen, dass der Lieferant die Fragen richtig verstanden hat. Zudem sind Foto- und Videodokumentationen äußerst hilfreich.
  3. Audits können von der antragstellenden Organisation selbst durchgeführt werden – etwa um Fabriken zu kontrollieren, die nicht für Audits durch Dritte in Frage kommen. Die Alternative sind Audits durch einen verifizierten Dienstleister wie SGS, Intertek oder TÜV.
  4. Vor-Ort-Besuche bleiben der Königsweg, um die Situation richtig zu beurteilen. Sie sollten bei hochrelevanten Lieferanten als Standardverfahren etabliert werden und sind immer dann sinnvoll, wenn auf anderen Wegen keine zuverlässigen Informationen erhältlich sind.

 

Capacity Building: Nachhaltigkeitskompetenzen auf- und ausbauen

Per erfolgreich bestandenem Audit haben die Zulieferer nachgewiesen, dass sie die angestrebten Nachhaltgkeitsvorgaben erfüllen. Doch wie lässt sich nun sicherstellen, dass die dazu notwendigen Leistungen nach dem Audit nicht nur gehalten, sondern auch weiter verbessert werden? Wir empfehlen, wie folgt vorzugehen:

  1. Hersteller/Lieferanten, die in den Monitoring-Prozess einbezogen sind, können durch Kapazitätsaufbau unterstützt werden, um sie auf einen Audit vorzubereiten oder nach einem Audit Korrekturmaßnahmen durchzuführen.
  2. Die Hersteller/Lieferanten sollten nicht nur befähigt werden, das Thema eingehend zu verstehen und höhere Nachhaltigkeitsstandards selbst erreichen zu können. Ebenso wichtig ist, dass sie dieses Wissen in der Lieferkette weitergeben.
  3. Wer sammelt und koordiniert Pläne für Abhilfemaßnahmen, Selbstbewertungen, E-Learnings und alle weiteren Inhalte und Methoden, über die in der Organisation Wissen über Nachhaltigkeit zirkuliert? Diese Verantwortlichkeit sollte im Operations-Bereich klar zugeordnet werden.

 

KI-gestützte Kontrolle

Best Practice Unternehmen der chemischen Industrie verstärken die Effektivität der erläuterten Schritte mit Technologien, die ihre Lieferketten in Echtzeit überwachen und absichern – etwa mit einer Plattform, auf der alle Beteiligten (Transporteure, Lieferanten, Kunden) in Echtzeit kommunizieren.

Mit einem solchen „Control Tower“ lassen sich der Weg und Status eines jeden einzelnen Produktes beobachten und analysieren. Nach Prinzip eines „Digital Twins“ entsteht ein virtuelles Abbild des Weges, den das Produkt bzw. die Ware von der Fertigung über den Transport bis zur Auslieferung zurücklegt. Damit erhalten Unternehmen zusätzliche wertvolle Informationen, um z.B. durch ressourcenschonendere Routenplanungen ihren Carbon Footprint zu reduzieren.

msg Daniel Fathmann

Daniel Fathmann | Manager Supply Networks

Daniel Fathmann ist bei der msg industry advisors ag für den Bereich Sustainable Supply Chains verantwortlich. Dank seiner langjährigen Erfahrung im operativen Supply Chain Management und seiner Expertise im Bereich der Nachhaltigkeit ist er Experte für die aktuellen Herausforderungen. Er unterstützt Unternehmen bei der nachhaltigen Ausrichtung von Lieferketten.

msg Simone Bianca Schuft

Simone Bianca Schuft | Senior Manager

Simone Bianca Schuft ist Senior Manager bei den msg industry advisors. Ihr Fokus liegt auf der Chemischen Industrie, ihre Beratungsschwerpunkte liegen in den Bereichen Geschäftsprozessmanagement mit Schwerpunkt Vertrieb und Marketing und darauf basierender unternehmensweiter Digitalisierungskonzepte.

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