Mit vollständiger Transparenz und Rückverfolgbarkeit aller Daten zählt die Blockchain heute zu den wichtigsten Technologien der Digitalisierung im Gesundheitswesen. Doch technische Limitationen oder regulatorische Hindernisse wie die Vorgaben der EU-DSGVO können einen Praxiseinsatz im Unternehmen schnell aushebeln.

Für einen Bereich gilt dies allerdings nicht: die Bekämpfung von Arzneimittelfälschungen könnte sich als Paradebeispiel für eine wertstiftende Blockchain - Anwendung erweisen. Denn die Fälschungssicherheit der Blockchain führt zu einer wirkungsvolleren Bekämpfung der Kriminalität und somit zu weniger Gewinneinbußen auf Herstellerseite. Weitere Kosteneinsparungen können sich daraus ergeben, dass Intermediäre wie Auditoren nicht mehr wie im bisherigen Maße notwendig sind.

10,2 Mrd. EUR verliert der EU-Pharmasektor aufgrund gefälschter Arzneimittel im EU-Markt pro Jahr.*

13 Mio. illegale Medikamente im Wert von 165 Millionen Euro stellten europäische Ermittler in nur einer Aktion in 2018 sicher.**

Doch wie können Unternehmen die Blockchain für diesen Anwendungsfall konkret nutzen? Zwei Punkte sind in diesem Kontext besonders relevant:

• Risikofaktor Datenbank: Im Kampf gegen gefälschte Arzneimittel gelten die Datenbänke in derzeitigen IT-Infrastrukturen bzw. IT-Lösungen als klassische Schwachpunkte: permanent besteht das Risiko, dass z.B. bei Cyberangriffen Einträge nachträglich verändert und Daten verfälscht werden. Diese Herausforderung wird bereits mit der EU-weit eingesetzten Datenbank securPharm gelöst. Mit dem IT-basierten Schutzsystem lassen sich verschreibungspflichtige Medikamente direkt vor der Abgabe an den Patienten noch einmal auf Echtheit prüfen. Zudem müssen seit Februar 2019 Verpackungen verschreibungspflichtiger Medikamente die für securPharm notwendigen Sicherheitsmerkmale aufweisen. Dies senkt das Risiko manipulierter Daten, da Informationen über die Registrierung der Einführer, Hersteller und Vertriebshändler von Wirkstoffen geteilt werden.

• Schutzwall Blockchain: Diese und weitere Datenbank lösungen lassen sich nun auf Unternehmensseite mit einer Blockchain ergänzen. Diese sichert insbesondere die Logfiles, welche die Änderungen an den Daten aufzeichnen. Die vorhandenen Strukturen bleiben erhalten. Allerdings sollte man sich z.B. in Workshops mit verschiedenen IT Experten ein genaues Bild von diesen Strukturen machen, um Schwachstellen und weitere mögliche Einsatzfelder für die Blockchain zu identifizieren.

Im Falle der Arzneimittelfälschung ergibt sich der Mehrwert der Blockchain aus ihrer Kerneigenschaft der Dezentralisierung – die Daten befinden sich nicht auf einem Server, sondern sind auf viele Rechner verteilt . Diese Dezentralisierung garantiert somit Fälschungssicherheit. Es wird kein Mittelsmann zur Validierung der Transaktionen benötigt, diese werden von den beteiligten Netzwerkknoten bestätigt ( siehe Yli-Huumo et al.). Damit ermöglicht Dezentralisierung auch Transparenz – die Transaktionen sind für die Teilnehmer in dem verteilten Verzeichnis komplett einsehbar.

Dies ist ein Vorteil für alle Akteure: Verbraucher können die Lieferkette ihres Arzneimittels genau nachverfolgen, was wiederum das Vertrauen der Kunden in die Produkte und Leistungen stärkt. Hinzu kommt, dass die DSGVO keine Hürde dar stellt , wenn keine personenbezogenen Daten verwaltet werden. Ein Blockchain-Einsatz an dieser Schnittstelle ist also nicht nur realistisch, sondern kann sich bereits kurzfristig für den Hersteller bei den anfangs genannten Punkten rentieren.

Quellenangabe:

Yli-Huumo et al., 2016. Where Is Current Research on Blockchain Technology? - A Systematic Review. https://doi.org/10.1371/journal.pone.0163477  

* Bericht EUIPO u. Europol, 2016

** dpa/aerzteblatt.de, 2019