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Compliance by Design –
so werden CRM-Initiativen in der Pharmaindustrie zum Erfolg

Der Schlüssel zu erfolgreichen CRM-Initiativen in der Pharmaindustrie

Ärztinnen und Ärzte sowie weiteres medizinisches Fachpersonal in Krankenhäusern, Praxen und Apotheken erwarten heute eine konsistente und persönliche Kommunikation über alle Kanäle hinweg. Omnichannel-Marketing verspricht genau das: eine gezielte, informierte Ansprache und Reaktion über digitale und analoge Kontaktpunkte. Damit diese Strategie funktioniert, braucht es als zentrale technische Basis ein leistungsfähiges CRM-System (Customer Relationship Management). „Compliance by Design“ bedeutet für Pharmaunternehmen in dem Zusammenhang, das regulatorische Fundament für Kundenmanagement und Datenarchitektur von Beginn an mitzudenken und klar zu definieren.

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Porträt von Andreas Schmitt , msg industry advisors

Andreas Schmitt

Zwischen Kundenerlebnis und Regulierung

Jede Interaktion mit Fachleuten ist potenziell regulatorisch relevant. Gleiches gilt für Kontakte zu den Gesundheitsorganisationen wie Kliniken und Praxen. Hinzu kommen interne Daten aus klinischer Forschung oder Produktzulassung, die ebenfalls strengen Dokumentationspflichten unterliegen. Die EU-Datenschutzgrundverordnung (DSGVO) definiert dabei nur den Rahmen für den Umgang mit personenbezogenen Daten. Hinzu kommen die branchenspezifischen GxP-Standards, die festlegen, wie IT-Systeme validiert, Änderungen nachvollziehbar dokumentiert und Datenintegrität sichergestellt werden müssen.

CRM-Systeme sind somit Teil der regulatorischen Infrastruktur des Unternehmens: Sie bündeln Informationen aus Vertrieb, Marketing und Medical Affairs, erfassen Interaktionen über alle Kanäle hinweg und verknüpfen sie mit unternehmensweiten Datenquellen. Bevor jedoch entschieden wird, wie ein CRM-System eingesetzt wird und welche Kanäle, Tools und Inhalte geplant werden, steht im Pharmabereich die regulatorische Risikoanalyse und Definition der Anforderungen. Maßgeblich sind hier die Bestimmungen aus HWG (Heilmittelwerbegesetz), AMG (Arzneimittelgesetz), DSGVO und GxP-Leitlinien, die systematisch in die Marketing- und Vertriebsstrategie integriert werden müssen.

Konkret gehört dazu beispielsweise:

  • die Festlegung, welche Kommunikationsinhalte zulässig sind (z. B. keine produktbezogene Werbung gegenüber Laien nach HWG)
  • die Definition von Dokumentations- und Freigabeprozessen für Werbematerialien (AMG, GxP)
  • sowie die Sicherstellung, dass personenbezogene Daten nur im Rahmen DSGVO-konformer Einwilligungen verarbeitet werden.

Compliance ist somit kein Kontrollschritt am Ende, sondern stärkt als integraler Bestandteil des Omnichannel-Designs die Marketing-Performance. Mit „Compliance by Design“ entsteht ein CRM-System, das rechtssicher, revisionsfähig und zugleich operativ effizient ist.

 

Grafik zeigt den Compliance-by-Design-Prozess mit sieben Schritten: Regulatorisches Fundament, Systemauswahl, Governance, Systemdesign und Datenarchitektur, Omnichannel-Orchestrierung, Implementierung sowie Monitoring und Verbesserungen.

Mit „Compliance by Design“ zum Erfolg im Kundenmanagement in der Pharmaindustrie | © msg industry advisors ag

Das CRM-System als kritischer Erfolgsfaktor

Bereits bei der Wahl des passenden Systems für das Kundenmanagement sollte auf die konforme Eignung geachtet werden. Wird ein unpassendes System gewählt oder rein technisch implementiert, ohne die regulatorischen Anforderungen mitzudenken, entstehen schnell Dateninseln, redundante oder unvollständige Informationen und im schlimmsten Fall hohe Nachbesserungskosten.

Das passende CRM-System sollte daher mehrere Anforderungen erfüllen:

  • Regulatorische Konformität: Audit-Fähigkeit, Änderungsverfolgung, elektronische Signaturen und Hosting in validierten, regulierten Rechenzentren. Das System muss GxP-konform sein und DSGVO-Anforderungen einhalten.
  • Skalierbarkeit und Modularität: Gerade bei internationalen Unternehmen sind Lösungen gefragt, die wachsen und sich anpassen lassen – etwa Microsoft Dynamics 365: modular erweiterbar, anpassbar, compliant und nahtlos integrierbar in bestehende Microsoft-Infrastrukturen wie Outlook oder Teams.
  • Integration statt Insellösung: Schnittstellen zu ERP-Systemen, Medical-Information-Plattformen, Digital Asset Management (DAM)-Systemen oder TrackWise müssen standardisiert verfügbar sein, um Datenverluste zu vermeiden.
  • Nutzerakzeptanz: Ein CRM lebt von der täglichen Nutzung. Intuitive Dashboards, rollenbasierte Zugriffe und kurze Ladezeiten sind entscheidend. Außendienst, Marketing- oder Medical-Liaison-Teams haben keine Zeit für komplizierte Klickpfade. Je einfacher das System, desto besser die Datenqualität.
  • Partnerwahl: Im regulierten Umfeld braucht es Implementierungspartner, die technische Exzellenz mit regulatorischem Verständnis verbinden. Agile Vorgehensmodelle sind sinnvoll, aber nur, wenn sie mit solider Validierungsdokumentation kombiniert werden.

Governance, Datenqualität und Omnichannel-Umsetzung

Ein erfolgreiches Omnichannel-CRM steht und fällt mit klaren Verantwortlichkeiten, Schnittstellen und einer Datenbasis, die valide, konsistent und nachvollziehbar ist. Die Implementierung berührt Marketing, Vertrieb, Medical Affairs, IT, Data Management und Legal, daher sind integrierte Governance-Strukturen entscheidend. Das Ziel ist die Nachvollziehbarkeit in jeder Phase, von der Kampagnenplanung bis zum Reporting.

Kernpunkte einer wirksamen Governance sind:

  • Rollen und Verantwortlichkeiten: Data Owner, Compliance Officer und Process Owner müssen benannt sein, damit Freigaben, Datenänderungen und Reporting nachvollziehbar bleiben.
  • Standardisierte Workflows: Jeder Freigabeprozess z. B. für Inhalte und Kampagnen sowie Datenänderungen sollte auditfähig dokumentiert werden, inklusive Validierung aller Systeme nach GxP-Standards.
  • Datenarchitektur und Qualität: Harmonisierte Datenmodelle in CRM-, Master-Data-Management- und Marketing-Automation-Systemen sichern validierte Stammdaten. Duplikate werden bereinigt, Lösch- und Zugriffskonzepte DSGVO-konform automatisiert, und Synchronisation zwischen Systemen erfolgt über definierte Data-Stewardship-Prozesse.

Mit diesen Punkten als regulatorische Basis erhält man eine konsistente und rechtssichere 360°-Sicht auf die Zielkunden im Pharmamarkt. Somit können Omnichannel-Maßnahmen personalisiert und messbar ausgerollt werden. Die validierte Datenarchitektur ermöglicht die Orchestrierung der Kanäle. Die im CRM-System eingerichteten Segmentierungsmöglichkeiten nach beruflicher Rolle, Indikation, Region oder Engagement-Historie bilden die Grundlage für eine gezielte Ansprache. Werden diese Möglichkeiten mit kanalübergreifenden Freigabeprozessen kombiniert, entsteht eine einheitliche und rechtskonforme Kommunikation über alle Touchpoints. Gleichzeitig lässt sich die Steuerung der Kampagnen über CRM- und Marketing-Automation-Tools auditfähig gestalten. Zudem können Transparenzpflichten, etwa zu Interaktionen, Honoraren oder Events, systemseitig erfasst und dokumentiert werden.

Mit dem Launch des Systems endet die Omnichannel-Strategie nicht. Sie setzt sich durch kontinuierliche Überwachung und Verbesserung weiter fort. Dafür werden KPIs wie Engagement-Raten, Datenqualität oder Compliance-Metriken überwacht, und in regelmäßigen Audits wird die Einhaltung regulatorischer Vorgaben überprüft. Lessons-Learned-Schleifen zwischen Marketing, IT und Compliance stellen sicher, dass Prozesse angepasst und regulatorische Änderungen (z. B. EU AI Act, ePrivacy-Verordnung) zeitnah umgesetzt werden. Auf diese Weise entsteht eine nachhaltige Compliance-Architektur, in der Datenqualität, Vertrauen und Effizienz Hand in Hand gehen.

Fazit: Compliance als Erfolgsfaktor im Kundenmanagement

Mit „Compliance by Design“ stellen Pharmaunternehmen für ihre CRM-Projekte, Datenplattformen oder Omnichannel-Initiativen regelkonformes Handeln sicher. Erfolgsfaktoren für die Implementierung sind, Datenmodelle DSGVO-konform aufzusetzen, Lösch- und Einwilligungsprozesse zu automatisieren, CRM-Systeme und Master Data Management nach GxP zu validieren, Schnittstellen zwischen Marketing, Sales und IT auditfähig zu dokumentieren sowie Governance-Strukturen klar zu regeln. Daraus entsteht ein System, das nicht nur effizient, sondern auch regelkonform ist und das Fundament für die rechtssichere Form der Kundenkommunikation im Pharmaumfeld legt – über alle Kanäle.

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